kolonialokal - wir packen aus

© Armin Herrmann

Das Beeskower Museum wurde 1906 gegründet, um die Geschichte des Kreises Beeskow-Storkow zu erzählen. Heute befinden sich in der Sammlung aber auch Objekte aus dem Norden Europas, dem Pazifik und Afrika. Die meisten stammen aus Namibia, der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Das wirft Fragen auf: Wie kamen diese Gegenstände ins museum oder-spree? Handelt es sich um »Raubkunst«? Was hat Kolonialismus mit Brandenburg und mit uns zu tun? Wie soll das Museum künftig mit diesen Gegenständen umgehen?

Die Ausstellung »kolonialokal – wir packen aus« ist eine Kooperation des museum oder-spree mit dem Museumsverband des Landes Brandenburg und dem »studio mut.und.anmut« der weißensee kunsthochschule berlin.

Eröffnung: 13. April, 15 Uhr

Das Projekt wird gefördert von Kulturland Brandenburg.

© Armin Herrmann

Objekte aus kolonialen Kontexten finden sich nicht nur in den großen ethnologischen Museen in Berlin, Hamburg, Dresden, Leipzig, Köln oder Stuttgart. Auch in der »Provinz« finden sich neben einzelnen Objekten ganze Sammlungen, die aus deutschen Kolonien ihren Weg in die Museen kleiner Städte fanden. Zum Beispiel nach Wusterhausen, Eberswalde – und nach Beeskow. Dort befindet sich – mit etwa siebzig bis achtzig Objekte – der größte Bestand in Brandenburg. Während die Museen in den Metropolen große Anstrengungen auf den Erwerb von ethnografica verwanden, sind die kolonialen Bestände in Wusterhausen, Eberswalde und Beeskow Schenkungen, die von privaten Sammlern oder ihren Nachkommen gestiftet wurden. Während sich oft gut nachvollziehen lässt, wie die Objekte in die Museen gelangten, bleibt zumeist unklar, wann, wo und wie sie durch die Sammler von den Herkunftsgesellschaften erworben wurden.

Parallel zur Ausstellung »Kommen und Gehen«, die sich mit Migration in der Region beschäftigt, möchte das museum oder-spree – in Kooperation mit der weißensee kunsthochschule berlin – seinen kolonialen Sammlungsbestand zum ersten Mal ausstellen, und seine Zukunft öffentlich diskutieren. Eine besondere Herausforderung wird es dabei sein, die Debatten zu kolonialen Sammlungen, die in den letzten Jahren zum Beispiel aus Anlass der Eröffnung des Humboldtforums geführt wurden, in einen regionalen Zusammenhang zu übersetzen. Damit bietet sich die Chance, Kolonialismus als weltumspannende ökonomische und kulturelle Praxis im Lokalen zu spiegeln und die eigene Geschichte dazu ins Verhältnis zu setzen. Landstädtchen wie Beeskow oder Wusterhausen haben damit womöglich weit mehr zu tun, als wir auf den ersten Blick erwarten würden. Gelingt es, eine Sprache zu finden, die einerseits dem Thema angemessen ist – warum zum Beispiel ist es wichtig den Begriff des »Objekts« in diesem Kontext zu hinterfragen? – und es andererseits möglich macht, vor Ort auf Augenhöhe zu diskutieren – eröffnen sich womöglich neue Zugänge zu Fragen der Restitution von Gegenständen, die Teil musealer Sammlungen im ländlichen Raum sind.

Die Ausstellung wird als Wanderausstellung konzipiert, so dass sie auch von anderen regionalen Museen genutzt werden kann, um deren eigene koloniale Sammlungen zu thematisieren.

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