Der Europa-Radweg R1 verbindet Länder, Landschaften und Geschichten – von Westeuropa bis tief in den Osten. Mittendrin liegt ein Teilstück im Seenland Oder-Spree, das zeigt, warum Radfahren hier so viel Freude macht: Seen und Wälder, durch die Eiszeit leicht geformte Hügel, Orte zum Einkehren und kulturelle Kleinode. Unsere Tagestour nimmt ein besonders reizvolles Teilstück aus dem 100 Kilometer langen Abschnitt des R1 zwischen Erkner und der polnischen Grenze bei Küstrin auf – mit bequemer Bahnanbindung an den Berliner Stadtrand.
Start / Ziel: Bahnhof Trebnitz / Bahnhof Erkner
Länge / Dauer: 53 Kilometer, ca. 3,5 - 4 Stunden
Logo / Wegstreckenzeichen: links: "R1" in einem Kreis bestehend aus blau/grün und 5 Sternen, rechts: Schriftzug "Europaradweg"
Wegebeschaffenheit / Streckenausbau: gut ausgebaute Radwege, Kopfsteinpflaster, wenig befahrene Landstraßen, teilweise straßenbegleitend
Verlauf: Trebnitz (Mark) – Obersdorf (wenn kein Platz wegölassen) - Buckow – Waldsieversdorf – Garzin – Garzau – Rehfelde – Kagel – Grünheide - Erkner - (Altlandsberg)
Wegbeschreibung
Durch den kleinsten und ältesten Naturpark Brandenburgs
Nach kurzer Bahnfahrt ist Trebnitz erreicht. Wer entspannt in den Tag startet, erkundet den einladenden Schlosscampus. Das einst schlichte Gutshaus, heute ein neobarockes Herrenhaus, fungiert als deutsch-polnische Bildungs- und Begegnungsstätte. Für den gemütlichen Start laden das sehenswerte Gustav-Seitz-Museum und das „Kaffee zum Glück“ ein – die Chance für einen zweiten Kaffee.
Kaum im Sattel, weht eine frische Brise um die Nase und es duftet nach Natur. Der Weg führt hinter Obersdorf in den Naturpark Märkische Schweiz. Das leise Rollen der Reifen, Bienen summend im Saum, Vogelstimmen aus dem Gehölz. Der Rotmilan beobachte die motivierten Radler von oben, aus der Ferne rufen Kraniche. Die lieblich geschwungene Landschaft mit ihren kleinen Auf-und-Abs erzählt an der Binnendüne von ihrer eiszeitlichen Entstehung. Kurz vorher, bei Münchehofe, lohnt der Abstecher zum Großen Klobichsee. Am Umweltbildungszentrum Drei Eichen gibt es erste kleine Stärkungen und Naturwissen aus erster Hand.
Tipp: Vor der Abfahrt nach Buckow empfiehlt sich der Schlenker zum Naturpark-Besucherzentrum „Schweizer Haus“. Die moderne Ausstellung macht die glaziale Formung des Naturparks Märkische Schweiz anschaulich, zeigt heutige Lebensräume und gibt Anregungen für einen nachhaltigen Besuch der Region
Kultur, Genuss und Sommerfrische: Buckow & Waldsieversdorf
Hinab ins schmucke Buckow am türkisfarbenen Schermützelsee: von Hangwäldern wie eine Naturbühne gerahmt, gilt der Kurort als eines der feinsten Kleinode Brandenburgs. Schmale Gassen mit Ackerbürgerhäusern und Villen führen zum Markt mit einer Handvoll schöner Cafés, Restaurants und Läden für regionale Produkte - die Atmosphäre ist gelassen. Das Brecht-Weigel-Haus vermittelt sehr unmittelbar Arbeits- und Rückzugswelt des Künstlerpaars. Lage und Sammlung lassen die kreative „Sommerfrische“ am See nachspüren.
Hinter Buckow schwingt der Radweg in kleinen Kurven durch den Wald, teils begleitet von der historischen Buckower Kleinbahn, bis Waldsieversdorf: eine Villenkolonie des späten 19. Jahrhunderts, entworfen als Gegenentwurf zum Berliner Alltag. Holzveranden, Kieferngärten und die lockere Bebauung bewahren diesen Geist. Das John-Heartfield-Haus setzt einen weiteren kulturhistorischen Akzent zum Leben des Begründers der politischen Fotomontage. Der Wasserturm öffnet den Blick über die waldreiche Landschaft von oben.
Spur der Feldsteine und Gesang am Wegesrand
Ab der Bergschäferei löst sich der Wald und die Flur öffnet sich. Entlang wilder Hecken und Obstalleen liegen kleine Dörfer mit alten Feldsteinbauten. In Garzin glitzert der Lange See mit seiner einladenden Badestelle, bevor unweit der Route die Feldsteinpyramide von Garzau einen markanten Akzent setzt. 1784 vom Graf von Schmettau als dekoratives Bauwerk für seinen Landschaftspark errichtet, beeindruckt das 14 hohe Bauwerk durch den Kontrast zwischen rauen Steinen und klassizistischem Portal. Wer ein süßes Andenken sucht: im Gut Garzau gibt es regionalen Honig, dessen Nektar die Bienen im Naturpark für die sortenreine Produktion sammeln. Heiter geht es weiter, die Route streift den Liederweg bei Rehfelde. Tafeln am Wegesrand laden mit Liedertexten zum Mitsummen ein – begleitet ein Ohrwurm jetzt den Rest der Tour?
Die Grünheider Seen im Löcknitztal
Unter alten Robinien rückt die Grünheider Seenkette heran. Eine Folge von fünf Gewässern – u. a. Elsen- und Möllensee – lädt mit kleinen Badestellen zum kurzen Stopp. Für eine längere Pause bietet sich der schmucke Bürgerpark Grünheide zwischen Peetz- und Werlsee an: Biergarten unter Bäumen, Blick auf die Löcknitz, die hier die Seen durchzieht, Freizeitkapitäne am Werk. Wer Strandgefühl sucht, findet es am Nordstrand des Werlsee – flach abfallend, mit Blick auf die kleine Liebesinsel.
Zum Ausrollen geht es nach Erkner, über die Löcknitz, dem Finale entgegen. Ein verdienter Ausklang am Dämeritzsee bietet sich an, die S-Bahn verbindet bequem mit Berlin. Mit Reserven in den Beinen ist eine Verlängerung auf dem Spree-Radweg am Müggelsee vorbei stadtwärts möglich – einfach immer am Wasser entlang.
Alternative Großstadtanbindung über Altlandsberg und Hönow
Wer lieber weiter nördlich den Berliner Stadtrand erreichen möchte, nutzt ab Rehfelde den Zubringer ZR1 Richtung Altlandsberg und Hönow. Ein starkes Argument: das Schlossgut Altlandsberg mit Schlosskirche, Gutsensemble und Park, ein Stadtkern mit historischen Bürgerhäusern und eine kleine Brauerei samt Regionalshop. Hier flanierte schon der junge Prinz Friedrich durch den barocken Lustgarten – heute ein würdiger Ort für den letzten Stopp, bevor die U5 nach Berlin übernimmt.
Sehenswertes:
- Schloss Trebnitz mit Schlosspark und Gustav-Seitz-Museum
- Naturdenkmal Binnendüne
- Umweltzentrum Drei Eichen
- Besucherzentrum Naturpark Märkische Schweiz
- Brecht-Weigel-Haus
- John-Heartfield-Haus
- Wasserturm Waldsieversdorf
- Pyramide Garzau
- Nordufer Werlsee
- Schlossgut Altlandsberg
Einkehrtipps:
- Trebnitz: Kaffee zum Glück, Gasthaus zur Ostbahn
- Buckow: Waldcafé Drei Eichen, Buckower Köstlichkeiten, Lokal.
- Waldsieversdorf: Café Tilia; Altes Forsthaus
- Grünheide: Wirtshaus Heidereuter am Peetzsee, Eiscafé Eiszauber
- Erkner: Eiscafe Bürgerle, DEKAFFEE-Rösterei, Badebar Erkner
- Altlandsberg: Brau- und Brennhaus Altlandsberg, Altlandsberger Eisdiele
- Touristinformation Buckow (Märkische Schweiz)
- Touristinformation Grünheide (Mark)