Campus Kultur

Regionale Kulturelle Ankerpunkte im ländlichen Raum

Mit dem Projekt „Campus Kultur – Burg Beeskow & KulTuS e.V.“ gehörte die Burg Beeskow zu insgesamt 16 landesweiten Projekten, die für drei Jahre (2022–2024 bzw. 2023-2026) vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK) im Rahmen des Programms „Regionale Kulturelle Ankerpunkte im ländlichen Raum“ gefördert wurden oder noch werden. Ziel war es dabei, die Burg als Kultur-, Bildungs- und Ausstellungszentrum des Landkreises Oder-Spree weiter in den ländlichen Raum hinein zu öffnen und temporäre „Campus“-Orte mit Architekt:innen und Handwerker:innen, Künstler:innen und lokalen Kulturakteur:innen gemeinsam mit ortsansässigen Vereinen und Initiativen zu erschließen und zu gestalten. 

Nach dem Ende der ersten Förderperiode geht der „Campus Kultur“ 2025 erneut an den Start: Bis 2027 soll vor allem das erfolgreich erprobte Teilprojekt der Schreibresidenzen Ausgangspunkt für die weitere Arbeit sein.   

 

 

Überblick über die Projekte im Rahmen von Campus Kultur

Campus Kultur 2022

CampusErinnerungsKultur | Kunst & Kuchen 2022 

Campus Kultur 2023

CampusBürgerbühne | CampusSchreibKultur #1 | Literaturkonferenz Oder-Spree | CampusMuseumsKultur

Campus Kultur 2024

CampusKiezKultur | CampusKontaktKultur - D.I.Y. Eisenhüttenstadt | CampusSchreibKultur #2 | Kunst & Kuchen 2024

Campus Kultur 2025

CampusSchreibKultur #3 

Campus Kultur 2025

CampusSchreibKultur #3

Dorfresidenzen Oder-Spree - Vol.3

„Kulturelle Teilhabe ermöglichen, Zugänge schaffen, Diversität leben“: So ist das „Gestaltungsfeld I“ der Kulturpolitischen Strategie (KupoStrat) des Landes Brandenburg von 2024 definiert. Hier wollen wir, aufbauend auf den Erfahrungen der vergangenen „Campus“-Jahre, ansetzen. Das niederschwellige Angebot der Schreibresidenzen eignet sich hervorragend, um Menschen für Kultur „aufzuschließen“: Der direkte Kontakt zu den Autor:innen, die Spiegelung des eigenen Ortes, der eigenen Geschichte im Blick von außen werden zum Motor, der das Interesse am Text, an einer Lesung, ja an Literatur und Kultur im Allgemeinen befördern kann. Im Gegenzug wird das scheinbar „Fremde“ in seiner Diversität greif- und nahbar: Jeder Autor, jede Autorin bringt sich selbst mit – inklusive der eigenen Sozialisation, Meinung, Hautfarbe und des eigenen Gender- und Rollenverständnisses. Statt (nur) im kulturell vordefinierten Rahmen einer literarischen Veranstaltung, begegnet man einander im (ländlich geprägten) Alltag – beim Dorffest, auf dem Anger, im Sport- oder Heimatverein, bei der Feuerwehr. Das kann auf beiden Seiten den Weg zum gegenseitigen Verständnis erleichtern: Am Ende müssen alle Autorinnen und Autoren ihre Texte vor Ort lesen, ohne den Schutz des Abstandes, den eine Veröffentlichung in der Zeitung, eine Lesung in der Stadt bietet. Da schreibt man anders. Und wenn es um Geschichten geht, die einen ganz direkt angehen, erzählt von Menschen, die man bereits im Alltag erlebt hat, hört man auch anders zu.

Vier Autor:innen wollen sich in diesem Jahr dieser Herausforderung stellen und eine zeitlang in eine Gemeinde in Oder-Spree ziehen:

  • Olav Amende und Jascha Riesselmann - Rauen
  • Christina Maria Landerl - Kieselwitz
  • Christopher Heyder - Lindenberg

Vom 1. bis 22. Juni kann man sie in den Gemeinden bei der Recherche antreffen. Die Ergebnisse ihres Aufenthaltes präsentieren sie am 21. Juni im Rahmen von drei Lesungen an den jeweiligen Orten.

Bereits ab 5. Mai ist zudem die Autorin Josephine Ziegler in der Region zu Gast: Sie wird nicht nur einen Blick auf die Gemeinde Görzig werfen - ihre Aufgabe ist es vor allem, mit Schülerinnen und Schülern der dortigen Grundschule literarisch zu arbeiten. 

Kontakt & Informationen: 
Nicolas Flessa
nicolas.flessa@burg-beeskow.com

 

Campus Kultur 2024

CampusKiezKultur

Müncheberg / in Kooperation mit KulTuS e.V.

Das vom Verein KulTuS getragene „Thälmanns“ in Müncheberg, ein ehrenamtlich betriebenes Begegnungscafé, ermöglicht das Kennenlernen und Vernetzen unterschiedlichster Menschen. Im Stadtzentrum gelegen, bemühen sich die Aktiven dort seit geraumer Zeit um eine Belebung desselben und der umliegenden Kieze. Im Rahmen eines „CampusKiezKultur“ (März–September 2024) entstand die Idee, diese Orte und ihre Geschichte mit drei Stadtteilfesten wieder mehr ins Bewusstsein der Müncheberger:inenn zu rücken. Durch die persönliche Ansprache und den Einwurf von Handzetteln gelang es, die jeweiligen Anwohnenden vorab zu mobilisierenden Nachbarschafts-Treffen zusammenzubringen. Geschichten, Besonderheiten und mögliche Visionen für den jeweiligen Ort wurden dabei thematisiert und Möglichkeiten gesucht, diese auf den Events in Szene zu setzen. Gleichzeitig entstand die Idee der Konstruktion einer transportablen Bühne, die sich zum jeweiligen Fest einfach und partizipativ aufbauen lässt. Unter Einbeziehung dieser Bühne kamen bei den Festen letztlich regionale Chöre, Musiker:innen, Tänzer:innen und weitere Künstler:innen zum Auftritt; es wurde gemeinsam gesungen, gebaut, genäht und diskutiert. Durch die Umsetzung haben die Beteiligten Selbstwirksamkeit erlebt und sich als Team gefunden; Nachbarschaften aus Neuzugezogenen und Alteingesessenen in ihrer multikulturellen Mischung kamen ins gemeinsame Handeln.  


 

CampusKontaktKultur 

Eisenhüttenstadt / in Kooperation mit Museum Utopie und Alltag, Forum Kulturelles Erbe der DDR e.V.

Unter dem Arbeitstitel „CampusKontaktKultur“ (Juni–Oktober 2024) widmete sich das Museum Utopie und Alltag in Eisenhüttenstadt mit dem Projekt „D.I.Y.“ der Frage, wie bürgerschaftliches Engagement, unterstützt durch Kunst und (Erinnerungs-)Kultur, konkret zur Belebung von Stadträumen beitragen kann. 
Es entstand eine Werkstattausstellung, die den Bogen vom letztjährigen Baukulturfestival „Auf den Platz, fertig, los!“ am Platz der Jugend zum aktuell prominentesten städtischen Projektvorhaben, der Wiederbelebung des ehemaligen Hotel Lunik am Zentralen Platz, und Ergebnisse und Erfahrungen ebenso wie Wünsche an die Stadtentwicklung diskutierte. 
Die Praxis des Selbermachens, des Selbstanpackens, bestimmten auch über die Ausstellung hinaus das Museumsprogramm: Zehn Menschen aus Eisenhüttenstadt erzählten im Videointerview von persönlichen Momenten der Selbstwirksamkeit. Die erfolgreiche Abwehr der Abwicklung des Stahlwerks in den 1990er-Jahren kam hier ebenso vor wie die ehrenamtlich geführte Reparaturwerkstatt für Alltagsgegenstände, der Aufbau eines Jugendclubs, die engagierte Unterschriftenaktion zur Rückgewinnung des Hotel Luniks aus Investorenhand oder die für die Stadt so wichtige vereinsgetragene Tanztradition. Eine Veranstaltungsreihe mit zwei Lesungen, Theater, einer Lunik-Führung, einem Vortrag und einem Stadtgespräch widmete sich außerdem in Kooperation mit zahlreichen städtischen Partnern Themen wie Stadtentwicklung und der Gestaltung des eigenen Lebensalltags. 

CampusSchreibKultur #2

Mixdorf, Kossenblatt, Grünheide

Anknüpfend an die Erfahrungen aus dem Vorjahr komplettierten 2024 erneut Dorfresidenzen das Projektprogramm. Drei junge Autor:innen aus dem urbanen Raum luden wir dazu in die Provinz, um dort im September 2024 für jeweils zwei bis drei Wochen zu leben und literarisch zu arbeiten. Die Berlinerin Ann Esswein machte sich so in Grünheide u.a. auf die Suche nach Spuren der Tesla-Gigafactory im Alltag, Harrie Tosch (ebenfalls Berlin) wanderte in Kossenblatt über Spreebrücken und der reitunerfahrene Leipziger Sebastian Behr schwang sich in Mixdorf sogar auf einen Pferderücken. Am Ende stellten die Drei ihre entstandenen Texte bei einer ganztägigen Lesetour vor, bei der interessiertes Publikum in den bereitgestellten Bus einsteigen und die nacheinander stattfindenden, z.T. von ortsansässigen Musikern umrahmten Lesungen in den jeweiligen Orten erleben konnte.  

 

Kunst & Kuchen 2024

Heinersdorf / in Kooperation mit DOK 15518

2024 endet für die Projekte DOK 15518 (Haus des Wandels Heinersdorf, LandKunstLeben e.V. Steinhöfel, Zusane Neuendorf im Sande) und „Campus Kultur - Burg Beeskow & KulTuS e.V.“ die dreijährige Förderung durch das MWFK im Rahmen des Programmes „Regionale Kulturelle Ankerpunkte in ländlichen Räumen“. Eine vorgezogene Feier des Projektabschlusses bildete im Oktober die gemeinsam mit gemeinsam im Haus des Wandels in Heinersdorf ausgerichtete Kulturkonferenz Oderland-Spree „Kunst &Kuchen“ zum Thema „Heute Kulturkampf“. Nach einem Input von Markus Klein, Geschäftsführer des Brandenburgischen Büros für Gemeinwesenberatung, demos, zu Fragen von Demokratie und Kulturarbeit in ländlichen Räumen, tauschten sich die etwa 25 teilnehmenden Kulturakteure aus Märkisch Oderland und Oder-Spree in wechselnden, moderierten Kleingruppen zu provokanten Thesen wie „Kulturbudget auf drei Prozent vom Bruttoinlandsprodukt aufrüsten!“ und „Unser Dorf – unsere Regeln!“ aus.

 

 

 

Campus Kultur 2023

CampusSchreibKultur #1

Trebatsch, Ziltendorf, Friedland, Kagel, Briesen, Klein Schauen

Im Rahmen des ersten „CampusSchreibKultur“ luden wir sechs, eher im urbanen Raum sozialisierte junge Publizist:innen und Autor:innen in sechs andere Orte des Landkreises (Friedland, Kagel, Ziltendorf, Klein Schauen, Trebatsch, Briesen) ein, um sich dort zwei Wochen lang ein Bild vom Leben in ländlichen Räumen zu machen und literarisch dazu zu arbeiten. Der Zugang zur Dorfgemeinschaft wurde ihnen dabei von Ortspat:innen erleichtert. Eine Besonderheit im Kanon war der Schreibaufenthalt der Spoken Word Künstlerin Lucia Lucia, die ihre temporäre Schreibstube in der Friedländer Grundschule eröffnete und dort im direkten Austausch mit den Schüler:innen arbeitete. Die Ergebnisse aller Schreibaufenthalte wurden später auch veröffentlicht – in Form von sechs Ortszeitungen. Die Autor:innen selbst stellten ihre Texte vorab bei zwei ganztägigen Lesetouren vor, bei denen interessiertes Publikum in den bereitgestellten Bus einsteigen und die drei nacheinander stattfindenden Lesungen in den jeweiligen Orten erleben konnte. Lesetour Nummer zwei war dabei in ein ganzes Literaturwochenende eingebunden, das mit Lesung und Ausstellungseröffnung der „Abseits.“-Stipendiat:innen Judith Zander und Sven Gatter (Günter-de-Bruyn-Stipendium 2023) auf der Burg Beeskow begann und dort mit der Kulturkonferenz Oder-Spree, ausgerichtet als Literaturkonferenz, inklusive eines Autor:innen-Treffens unter dem Motto „30 Jahre Burgschreiber:in zu Beeskow“ endete. 

Literaturkonferenz Oder-Spree

Burg Beeskow / in Kooperation mit Günter-de-Bruyn-Stiftung 

Mit Franziska Hauser hat 2023 die 30. Burgschreiberin auf der Burg residiert. Judith Zander und Sven Gatter wiederum waren die Pioniere des 2023 erstmals vergebenen „Abseits.“-Stipendiums. Doch wie sinnvoll sind solche Residenzen und Stipendien als Instrumente der Autor:innenförderung eigentlich? Darüber wollten wir im Rahmen einer Literaturkonferenz mit Auslobenden und Stipendiat:innen sprechen. Auf dem Podium saßen dazu Christine Clausing, Kuratoriumsvorsitzende der Spreewälder Kulturstiftung, Anke Pätsch, Direktorin der Stiftung Kleist-Museum Frankfurt (Oder), Eric Engelbracht vom Förderverein Temnitzkirche und Wolfgang de Bruyn von der Günter-de-Bruyn-Stiftung, die Temnitzschreiberin 2023, Ariana Emminghaus, und Friederike Frach vom Brandenburgischen Literaturrat. Anschließend bekamen die angereisten Beeskower Burgschreiber:innen aus 30 Jahren ihren Auftritt bei einer Speed-Lesung, darunter Katja Lange-Müller, Ralph Hammerthaler, Armin Strohmeyr, Inka Bach und Regina Hilber.

 

CampusMuseumsKultur

Burg Beeskow / in Kooperation mit Förderverein Musikmuseum e.V., weissensee kunsthochschule 

Im Rahmen dieses Teilprojektes führten wir zum einen die Netzwerkarbeit des museums oder-spree fort, indem wir drei weitere Imagefilme für kleinere Museen in LOS in Auftrag gaben. Zum anderen nahmen wir das von einem gleichnamigen Förderverein getragene Museum für selbstspielende Musikinstrumente auf der Burg Beeskow in den Blick. Ohne Führung stumm, sollte es durch Klangkünstler Wolfram Spyra teilweise permanent zum Klingen gebracht werden – und auch für Kinder attraktiver. Schnell entstand die Idee eines „Turntables“, mit dem man ein vorab präpariertes Instrument eigenhändig würde steuern können. Im Dezember konnte die Installation erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Ein weiteres Projekt im Rahmen dieses Museums-Campus‘ bildeten Vorarbeiten für eine 2024 geplante Kooperation mit der weißensee kunsthochschule berlin, bei der der Sammlungsbestand des museums oder-spree von Studierenden auf Objekte aus kolonialen Zusammenhängen hin untersucht und eine entsprechende Ausstellung kuratiert wurde.
 

Campus Kultur 2022

CampusErinnerungsKultur

Neuendorf im Sande / in Kooperation mit Geschichte hat Zukunft e.V.

Als erster „Campus“-Ort überhaupt wurde das Landgut Neuendorf im Sande identifiziert und die Kooperation mit dem Verein Geschichte hat Zukunft – Neuendorf im Sande e.V. (GehaZu) festgeschrieben. Gemeinsames Ziel war u.a. die Umsetzung einer Veranstaltungsreihe im Rahmen des bereits etablierten Programms „Lazy Sunday an der Tanke“, die Konzerte, Lesungen und Filme verschiedener Künstler:innen mit Führungen zur Geschichte des ehemaligen Jüdischen Landwerkes und dem Angebot zu Gespräch und Diskussion zusammenbringt und die Grundlage für eine Workshop-Woche mit Schüler:innen sowie ein Symposium bildet. Nach dem Start mit der Klezmergruppe Meschuggene Mischpoche im Juni 2022 folgten regelmäßig Veranstaltungen; das Finale am im Herbst markierte eine Podiumsdiskussion „Erinnerungskultur im ländl. Raum heute“ u.a. mit Miriam Rürup (Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam) und dem Autoren Achim Doerfer sowie Konzerten der Bands Microphone Mafia und bANDiSTA.

Kunst & Kuchen

Zivilgesellschaftliches Kulturforum Oderland-Spree / in Kooperation mit Schloss Trebnitz e.V.  

Fester Teil des „Campus Kultur“ ist die Kulturkonferenz Oder-Spree – im ersten Campus-Jahr lag es nicht zuletzt aufgrund unseres Projektpartners, dem Verein KulTuS e.V., auf der Hand, sie in Richtung Märkisch-Oderland auszuweiten. Dafür suchten wir den Schulterschluss mit der Zivilgesellschaftlichen Messe der Akademie der Dorfhelden, einem jährlichen Programm für Aktive der Zivilgesellschaft, und veranstalteten am 17.09.2022 ein Zivilgesellschaftliches Kulturforum Oderland-Spree auf dem Campus Schloss Trebnitz mit Teilnehmenden aus beiden Landkreisen zu den Themen Dorf, Kultur, Demokratie und Geschichte.

CampusBürgerbühne

Rehfelde / in Kooperation mit Kultus e.V.

In der stark wachsenden (Schlaf-)Stadt Rehfelde, in deren Bebauungsplänen kulturelle und soziale Angebote kaum eine Rolle spielen, soll über das Familienzentrum ein (sozio)kulturelles Angebot etabliert werden. Im Rahmen des „CampusBürgerbühne“ entstand schnell die Idee, das Außengelände der Einrichtung partizipativ aufzuwerten. Dazu fanden mehrere offene Ideenwerkstätten statt, eine Machbarkeitsstudie wurde erstellt und schließlich gemeinsam mit Anwohner:innen eine Art offene Bühne gebaut – das „Fazze“. Dort konnten im Rahmen des Projektes als „Rehfelder Kultursommer“ verschiedene kulturelle Formate erprobt werden (Helene-Fischer-Double, Kindertheater, Bürgerbühne). Begleitend dazu entstand mit den „Rehfelder Ansichten“ eine Foto-Wanderausstellung. Insgesamt konnten mit dem Angebot etwa 400 Menschen aus der Region begeistert werden.